STOLPE. Sie gehört seit langem zu den wichtigsten Standbeinen der Festspiele MV – jene Konzertreihe, die als „Junge Elite“ für den oft genug besonderen Kunstgenuss sorgt: mit einem Repertoire jenseits des Mainstreams und mit einer Musikauffassung, die die Ergebnisse akademischen Studierens mit der Frische unverschlissener Professionalität zu verbinden weiß.
Und gut zu wissen, dass dort, wo „Junge Elite“ drauf steht, dann auch wirkliche Elite drin ist! Was am Mittwoch im anheimelnden Pferdestall des Landgutes Stolpe bei Anklam wieder nachdrücklich zu beweisen war. Dort gaben sich der Israeli Itamar Zorman (Violine) und der Italiener Gabriele Carcano (Klavier) die Ehre; natürlich vor vollem Saal und mit einem Programm, das sowohl den individuellen Stärken als auch den bereits bemerkenswerten internationalen Karrieren beider Musiker entsprach. Über Technik spricht man da längst nicht mehr, wohl aber über Stilempfinden und Gestaltungsfragen.
Und da kann das Fazit des Abends nur lauten: ganz ausgezeichnet! Zorman verbindet eine schlanke, oft filigrane, von intimer Sensibilität geprägte Tongebung mit höchst expressiver, auch energisch kraftvoller Spielweise. Solch prägnant „redender“, artikulativ höchst differenzierter Tonfall ist gleichermaßen dem Pianisten eigen, dem seine überaus anspruchsvollen Partien reichlich Gelegenheit zu gestalterisch eindrucksvollem Spiel geben. Und so gelang beiden ein übrigens sehr kontrastreicher Abend von hoher Gestaltungsintensität und mitreißender Ausdruckskraft: von der inspirierenden Kunstfertigkeit eines Mozart (Sonate KV 378) über Schuberts an Überraschungen reiche Phantasie (Rondo brillant D 895) zu den anspruchsvollen, nicht selten sperrigen Sonatengipfeln eines Janácek (Sonate 1921) und Bartok (1. Sonate Sz 75). Letzterer vor allem geriet mit seiner kompromisslos modernen, ungemein tonintensiven, oft hochgradig erregten und gefühlstief ausufernden Tonsprache zu atemberaubender Darstellung. Wahre Elite in beeindruckender Form!